Schatzkarten
In meinen Schreibwerkstätten gebe ich Schreibimpulse, um den kreativen Prozess in Gang zu setzen. Viele der Impulse sind bekannt, werden auch von Kolleginnen und Kollegen häufig genutzt. Einige kann man hier im Blog nachlesen. Meistens läuft es so ab, dass ich den Impuls gebe, die Teilnehmer schreiben fünf bis zwanzig Minuten, dann lesen wir die Texte vor. Aber manche Impulse sind auch mehrstufig und brauchen mehr Zeit.
Am Freitag habe ich mit acht Schülern einer 4. Klasse einen ganzen Vormittag Zeit gehabt, um zu schreiben. Wir arbeiten insgesamt ein halbes Jahr lang an dem großen Thema „In allen vier Himmelsrichtungen“. Mein Ziel war es, dass ein Text entsteht, dessen Handlungsort das unmittelbare Umfeld der Schule ist.
Mit Klemmbrettern, darauf ein weißes Blatt Papier, mit einem Bleistift und einem Kompass für jedes Kind sind wir rausgegangen, einmal rund um die Schule. Die Kinder haben bestimmt, wo Norden ist. Sie haben skizziert, was im Norden der Schule zu sehen ist, was im Osten, was im Süden und was im Westen. Wir haben versucht, uns vorzustellen, wie die Schule von oben aussieht.
Zurück im Klassenraum habe ich an der Tafel noch einmal skizziert, wie die Schule von oben aussieht und was in den vier Himmelsrichtungen zu finden ist. Ich hatte ein Beispiel für eine Schatzkarte dabei. Darauf haben wir uns angeguckt, wie man zum Beispiel Bäume, einen See und den Schatz in einer Karte einzeichnen kann. Dann haben die Kinder eine Karte von der Schule und ihrem Umfeld gezeichnet und auf der Karte das Versteck eines Schatzes eingezeichnet.
Als nächsten Schritt haben Sie einen Text darüber geschrieben, wie der Schatz versteckt oder gefunden wird.
Als ich draußen die Skizzen sah, habe ich gezweifelt, ob mein Plan aufgehen wird. Aber er ging auf. Die lange Vorbereitungszeit, das genaue Hingucken, die ausführliche Beschäftigung mit der Schatzkarte haben dazu geführt, das die Kinder sehr präzise Beobachtungen in ihren Texten verarbeitet haben.