Nostalgie?
Das Bezirkskabinett für Kulturarbeit war meine erste Arbeitsstelle in Frankfurt (Oder). 1988, gleich nach meinem Studium, begann für mich hier der Alltag mit frühem Aufstehen und acht Stunden im Büro. In diesem Kabinett gab es verschiedene Abteilungen, die sich um Volkskünstler und Volkskunstkollektive im Bezirk kümmerten: um Chöre, Laienspieler, Maler, schreibende Arbeiter, Singegruppen, Bands, Diskotheker und Amateurfilmer. Eine der Abteilungen war das Bezirksliteraturzentrum, in dem ich das literarisch Erbe des Bezirkes erforschen sollte. Autoren wie Ehm Welk, Bertolt Brecht, Hans Fallada und Johannes R. Becher hatten hier gelebt. Aber schon kurze Zeit später, 1989 oder 90, ich bin mir nicht ganz sicher, wann genau es geschah, waren die bezirklichen Einrichtungen die ersten, die geschlossen wurden. Ich war zu der Zeit gerade im Babyjahr. Als ich wieder zu arbeiten anfing, war die DDR zur ehemaligen DDR geworden und mein Arbeitgeber die Stadt Frankfurt (Oder). Das Haus, in dem ich damals arbeitete, war das Haus der Künste »Sankt Spiritus«. In diesem Haus habe ich nun meine Schreibwerkstatt Sankt·Spiritus eingerichtet. Als ich etwas Geschirr und Besteck in die Küche räumte, entdeckte ich dort am Schrank einen »Kuckuck«.